Meditation lindert Ängste ähnlich gut wie Antidepressivum


bw 08. November 2022, Washington
DC  Angststörungen sind weit verbreitet und beeinträchtigen die Betroffenen stark. Es gibt wirksame Behandlungen, doch viele Patienten haben keinen Zugang oder sprechen nicht auf die Medikamente an. Eine neue randomisierte klinische Studie zeigt nun: MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) wirkt gleich gut wie Escitalopram (Cipralex) gegen Ängste. Der Wirkstoff zählt zu den weltweit am häufigsten verwendeten Medikamenten, er ist ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).

Die Studie wurde am 08. November 2022 in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht. Die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion war darin eine gut verträgliche Behandlungsoption zur medikamentösen Behandlung. Dass MBSR Ängste verringern kann, ist lange bekannt. Erstmals hat das Team um Elizabeth A. Hoge vom Department of Psychiatry des Georgetown University Medical Center in der Untersuchung MBSR aber mit einer Standard-Erstlinientherapie verglichen.

Insgesamt wurden 276 Erwachsene mit einer diagnostizierten Angststörung aus drei Kliniken in den USA für die Studie rekrutiert, 208 schlossen die Studie ab. Die Patienten wurden zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe erhielt 8 Wochen lang den wöchentlichen MBSR-Kurs. Die zweite Gruppe das Antidepressivum Escitalopram in einer flexiblen Dosierung von 10 bis 20 mg. Von den Patienten, die mit der Behandlung begannen, brachen 10 Patienten (8%) in der Escitalopram-Gruppe und keiner in der MBSR-Gruppe die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab. Das primäre Ergebnis war der Grad der Ängstlichkeit, der mit der Clinical Global Impression of Severity Scale (CGI-S) gemessen wurde.

Ergebnis: In der Studie erwies sich MBSR als eine gut verträgliche Behandlungsoption mit vergleichbarer Wirksamkeit wie eine Erstlinienmedikation mit Medikamenten für Patienten mit Angststörungen. Den Autor:innen zufolge kennzeichnen Angststörungen vor allem problematische gewohnheitsmäßige Denkmuster. Achtsamkeitstraining kann diese Grübelschleifen wirksam unterbrechen. Denn MBSR richtet den Geist speziell auf den gegenwärtigen Moment. So übt man, Gedanken und Empfindungen als lediglich vorübergehende Phänomene und nicht unbedingt als der Realität wahrzunehmen. Der Prozess der Neubewertung verbessert die Emotionsregulation, der Einzelne wird weniger reaktiv auf Gedanken und Empfindungen.

Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/article-abstract/2798510

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